
Etheria-eine transzendente Liebe
An einem überraschend glänzenden Tag, beim Spazieren gehen mit Ihrem Hund hatte sie die Idee, wie Sie neue Hoffnung und Wärme in ihren Alltag und in ihren Beziehungen einfangen könnte. Täglich liest sie die Tageszeitung zum Tee und an diesem besagten Tag war ihr der Schwarz- auf Weiß-Nachrichten -Trübsal einfach zu viel. Wo soll das alles noch hinführen, ging es ihr durch den Kopf, während sie den Küchentisch abräumte. Oft wünscht sie sich ein Medium, das nur die positiven Ereignisse in der Welt und der lokalen Umgebung verbreitet. Aber sie weiß, dass beklagenswerte Zustände für Viele interessanter sind und von der eigenen Stumpfsinnigkeit ablenken, ein Seitenblick zu ihrem Mann macht ihr dies nur noch mehr bewusst. Jeden Morgen das Gleiche: Auf die Toilette gehen, die Rollläden hochziehen, danach die Zeitung reinholen und dann den Frühstückstisch decken. Ihr Mann trinkt morgens Kaffee und sie Tee. Ansonsten gibt es Wurst für ihn und Marmelade oder Honig für sie. Der Hund bekommt seine Zähneputzen-Knochen und viel Wesentliches zum Reden gibt es meistens nicht. “Jetzt bitte nicht“, ist dann die Antwort, „nicht schon zum Frühstück“, „OK“, murrt sie zurück, ganz damit beschäftigt den morgendlichen Hunger in den Griff zu bekommen. „Dann eben später“, murrt er zurück.
Sally hat sich viele, im Zusammenhang mit ihrer Lektüre über Kontrolldramen, Gedanken über ihre Ehe und das Zusammenleben mit Rick gemacht. Eine transzendente Liebe ist das gerade nicht. Sie kommt einfach nicht mehr mit dem

Nachfragen ihres Mannes zurecht und spürt, wie er sie mit seinem ständigen Hinterfragen, weshalb sie dies oder jenes tut oder sagt, in ihrem eigenen Energielevel anzapft. Früher tendierte sie dazu sich zurückzuziehen, um sich nicht auf einen Konflikt einlassen zu müssen. Fragen über dies und jenes, den oder die, zu eben allen Dingen, mit denen sie gerade nicht beschäftigt werden wollte. Ihre Willensstärke unterstützt Sally, immer wieder aufkommende Selbstzweifel, ihre Grundangst, von Rick unterbewusst beeinflusst zu werden, unter Kontrolle zu halten. Wenn sie das Gefühl befällt, geht sie schnurstracks auf Distanz zu ihm. Nein, ihren Freiraum ließ sie sich noch nie nehmen, schließlich muss sie sich ja auch um ihre betagte und hilfebedürftige Mutter kümmern, und zudem erledigt sie noch die Grabpflege für Ricks Eltern und dies schon seit etlichen Jahren. Ohnehin ist es Zeit um Mutter im Keller des 2 Familienhauses zu wecken und für den Tag zu recht zu machen. Die alte Frau lebt bei Sally und ihrem Mann, denn Sie pflegt ihre Mutter, da Sie, wie Sally es offen zugibt, eine großzügig ausreichende Zuneigung für ihre Mutter beibehalten hat, gewissenhaft und ohne großes Aufsehen davon zu machen. Der körperliche und geistige Zustand der Greisin ist, je nach Tagesform, einmal rüstig und real gegenwärtig, bis hin zu oben- und untenrum undicht. Sally pflegt ihre Mutter Susan, auch Ms Gaga genannt, und registriert genau, wann die alte Dame ins Regenbogenland entflohen ist. Die Rosarote –Mutter- Brille-Sicht birgt unergründliche Gefahren für alle, für Mutter, Sally und natürlich auch für die Beziehung zu ihrem Mann Rick. Seit Sally sich mit systemischer Psychologie „en passant“ beschäftigt hatte, glaubte sie fest daran zu wissen, dass sich alle Beziehungen wie ein Mobile verhalten. Alle sind miteinander verbunden, und wenn sich das Gebilde aus dem Windschatten der Müßigkeit und Langeweile verabschiedet, dann fängt das Ganze an zu wanken, und schaukelt die Körperlichkeit nur so in der Gegenwart herum. Mit dieser Gegebenheit befremdet unterlegen, manches Mal auch in Begleitung ihrer Mutter, dann natürlich in

einem sehr langsameren Gehtempo, empfand Sally bei ihren regelmäßigen Streifzügen die jubilierende Vogelwelt, das Draußen, außerhalb von ihr, als etwas nicht zu ihr gehöriges. Durchtränkt von dem furchtbaren Weltnachrichten, dem fast schon apathischen morgendlichen hantieren, stolpert sie dem Vierbeiner hinterher und wünscht sich so sehr von ganzem Herzen einfach nur die grüne Pracht als gütiges Geschenk des Schöpfers genießen zu können.
Beim Gehen kam die Idee. Die sauberen Wege und Straßen, frei von jeglichem grün kaum noch Wildpflanzen zu sehen, alle Ritze frei von Gräsern nur noch reingefegter Asphalt. Eine transzendente Liebe:
Nach einer Feder suchend ging sie aus
Des Vogels leuchtend lockende Pracht
Ein Hauch von seidener Leichtigkeit
Schmückt jede Richtung auf ihren Pfad
Mit fließender Kraft der Strömung folgend
Liegt obenauf die Feder leicht
Zum Ursprung der Quelle
Der Schoß als Inspiration
Gezogen von der Weiblichkeit
Zum Garten geht sie den Weg weiter
Auf fest verlässlicher Erde sacht
Ein kräftiger Teppich mit vielerlei Gräbern
hütet die zweite Federpracht
Mit eigenwilliger Schönheit
Leicht schwer, Feder aufgrund
Sonnenlicht Schatten
Leere
Ganzheit verzaubert?
Lebendiges Spiel unscharf offener Augen
Zum Strom des Windes hoch
Feder verliert die Federpracht
Was bleibt ist unsichtbar
Die Kraft.
Nachts ist’s am Sicheresten, wenn fast alle Menschen schlafen. Mancher träumt auch, sicherlich nicht von ihr, denkt sie sich. Klar steht auch nachts niemand am Fenster und guckt, was so passiert in der dunklen Zeit. Keiner macht so was mehr. Wenn gucken, dann Fernsehen. Immer wieder geht sie an denselben Pflanzen vorbei und plant schon einige Male den Zugriff. Ein Vorteil ist, die Gräser in den öffentlichen Anlagen haben eine stattliche Größe. Auf einige hat sie schon oft ihr Auge fixiert. Will haben, beherrscht ihren Kopf. Das Beet liegt schräg gegenüber der Traffo-Station. Die sind in den Jahren zu kleinen stromerzeugenden oder weiterleitenden Energiestationen umfunktioniert worden. Sie konnte einige zischend brummende Allgemeinheit-Geheimnisse entziffern und zur Kenntnis nehmen- allerdings findet sie das wesentlich unaufgeregter, als ihr Verlagen nach den Gräsern, Kräutern und Blumen. Es ist deren filigrane Biegsamkeit und dauernde Bewegung, die sie faszinierte und in den Bann zieht. In ihrer Vorstellung sieht sie die Schilfe schon neben den bauchigen Stauden und geschmeidig neben den Blumen in ihrem Garten stehen. Die Öffentlichen Pflanzen kommen in den Vorgarten und werden in einem Kreis versetzt nebeneinander platziert. Die Nachbarn sollen denken, dass sie in den Garten investiert. Das Zittergras, wird auch getrocknet noch in der Wintervase zur Entfaltung kommen. Davon ist sie überzeugt.


Selbst Aphrodite ist auf unserem Planeten nicht so lieblich, so notwendig wie unsere Pflanzen? Grüner Teppich mit dem sich Mutter Erde verhüllt, der eigentliche Nährboden menschlichen Atmens, Essens und dem Leben im Allgemeinen. Auf der Unterseite jedes einzelnen Blattes öffnen und schließen sich 1 Million Lippen und geben Sauerstoff ab. Das alles hat Sally in dem Buch von Thompkins und Bird gelesen, das sind wissenschaftliche Untersuchungen und bitte, nicht wie Rick immer lautstark kundtut „esoterischer Schwachsinn“. Sally ist nicht mehr defensiv, wenn er das sagt, weil sie sich darüber schlau gemacht hat. Ein Gespräch über Sex, das in der Bio- Atmosphäre eine Art sexuelle Energie freisetzt- wie bei den Orgonen und deren Fruchtbarkeitsriten, bei denen auf frisch gesäten Feldern Geschlechtsverkehr ausgeübt wurde, tatsächlich das Moss (die Pflanze) zum Wachstum angeregt habe, las sie Rick aus dem Buch vor, der augenscheinlich ziemlich unsicher geworden ist. Dem Thema Sex weicht er aus, des nicht Aussprechens zuliebe. Sally nutzt die Gelegenheit und referiert weiter über was Francé, ein Naturwissenschaftler, über das Geheimnis der Pflanzen wusste. „Pflanzen bewegen sich so leicht und frei, wie die geschicktesten Menschen oder wie Ben, der Hund. Menschen bemerken nichts, weil sie Bewegungen nicht in Zeitlupe sehen können. „Pflanzenwurzeln, zitiert sie weiter, graben und forschen durch das Erdreich, Knospen und Zweige schwingen Kreise, Blätter und Blüten verbeugen und schütteln sich abwechselnd, Ranken drehen sich suchend und strecken ihre Geisterarme aus. Sie tasten ihre Umgebung ab“. „Das hat er aber schön gesagt“, meinte Rick kurz. „Lass das! Du siehst das alles nicht, weil du dir nicht die Zeit nimmst, es zu beobachten. Du tust das als Aberglaube ab und erkennst nicht, dass die Pflanzen ihren Ursprung in einer stofflichen Welt kosmischer Wesen haben“.
Nur gesunde, saubere Pflanzen, die frei von Ungeziefer sind, pflückt sie und keine Pflanzen sammeln, die in schmutzigen, verseuchten Gewässern oder in der Nähe von verkehrsreichen Autobahnen und Industrieanlagen liegen, durchweht es ihren Kopf. Manche Pflanzen stehen unter Naturschutz. Blüten und Blätter beim Sammeln nicht drücken und keine Plastiktüten zum Abtransport verwenden, sonst beginnen die Pflanzen zu schwitzen. Sie liebt verwilderte Gärten, Zeugnis eines Racheaktes der Natur. Diese Unordnung zeugt von einem Gegenschlag zur übertriebenen Ordnungsliebe der Menschen. Der Spaten im Rucksack, die Plastiktüte zum Verstauen, der Rucksack zum Verbergen der Chlorophyllträger in Sicherheit, bei ihr – ein Ritual. Eine transzendente Liebe.

Der Zwang alles unter Kontrolle zu halten ist ihr so überdrüssig geworden, dass Sie mit ihren geklauten Gräsern im Rucksack sehr große Befriedigung fand. Zufall oder Vorsehung, am Valentinstag vermied sie gehwohnte Wege und da war sie, die ultimative Einsicht. „Die Pflanzen zeigen dir das Tor, um dem Trübsal zu entkommen“, ging es ihr durch den Kopf, im Hintergrund entfaltet sich der von ihr gelesene Essay: „Language Design“ von Noam Chomsky, was unbedingt durchdacht werden musste. Nicht selten bemerkt Sally, dass das zu denken Wollende ihr förmlich vor die Füße gelegt wird. Auch wenn es sich um Wissensbereiche handelt, die eine Frau in ihrem Alter normalerweise gar nicht interessieren. Dann überlegt sie mit wem sie gerade geredet oder telefoniert hat, um den Grund der vordergründig, drängenden Gedanken auszuloten. Der Spaten im Rucksack, die Plastiktüte zum Verstauen, der Rucksack zum Verbergen; Der Chlorophyllträger in Sicherheit, bei ihr, Sally. Für den Anfang genügen kleine bis mittelgroße Exemplare. Danach in den eigenen Garten zurückpflanzen. Vorher hat sie festgelegt, wie der Garten, in Partielle aufgeteilt aussehen soll. Blumen und Kräuter gräbt sie mit der mitgebrachten kleinen Schaufel aus, steckt Bärlauch, den ersten Frühlingsboten vorsichtig, sich nach Zeugen umdrehend in ihre Plastiktüte.
EP2- Zeit mit Sohn Henry
Irgendwann in der Sommer Zeit fiel die explosive Blumenpracht im Garten ihrem Sohn Henry auf. Er kommt manchmal zum Lunch vorbei. Sally hatte Probleme plausibel zu erklären, wie das alles zustande gekommen ist. „Wusstest du, dass Darwin in den wurmartigen Würzelchen ein Gehirn sah?“, fleuselt sie ihren Sohn Henry an. „Pflanzen strecken sich nach etwas aus, suchen sich ihren Weg ihr Ziel selbst aus. Goehte und Steiner entdeckten, dass sie in entgegengesetzte Richtungen wachsen, teils in den Boden, von der Schwerkraft angezogen, teils in die Luft, als würden sie von einer Art „leichten Kraft“ bewegt. „Strahlung selbstverständlich!“, vervollständigt Sally das Zitat. „Schau mal, ich habe uns einen Beinwellgarten gepflanzt. Und die Brennnessel noch als beste Heilpflanze überhaupt dazu! Sogar Albrecht Dürer hat einen Engel gemalt, der mit der Brennnessel in der Hand zum „Throne des Allerhöchsten“ empor fliegt. Und dann noch eine Gruppe von Ehrenpreis, das Allerheil Welt Mittel! So viele gute, hoch gepriesene Eigenschaften mit abscheulich volkstümlichen Namen – Männer- Treu und Schlangenkraut. Bei Berührung fallen die Blätter leicht ab, deshalb die Bezeichnung Männertreu, falls dich das interessiert, mein lieber Henry. Die Heilwirkung ist Milderung der Nervosität und geistiger Überanstrengung. Das habe ich deinem Vater auch schon unter die Nase gerieben. Bei dir, das spüre ich durch die Pflanzenenergie, bin ich mir sicher, dass du weisst, von was deine Mama spricht. Also bleib schön am Ball mit mir, ich habe noch ein Frauenmantel Beet mit den schönsten adeligsten Namen, wie Herr GottsMäntelchen, Muttergottesmantel, Tränen schön. Ein Kranz davon, hat das Haupt des Erlösers im Herrgottswinkel geschmückt. Johanniskraut, das darf nicht fehlen, ist auch ein sehr katholisches Kraut; Christi Kreuz Blut, Christi Wunderkraut, unseres Herr Gottes Bunte Kraut, Gottes Gnadenkraut, Herr Gottes Blut. Deshalb ist das Kräuterbeet auch von lila Hyazinthen umzingelt. Der Löwenzahn müsste eigentlich noch mit ins Beet, aber der hat sich schon auf dem Rasen behauptet“.

Henry hatte die ganze Predigt gewissenhaft angehört. Sally verebbte im Hintergrund mit: „Er wird ja auch Mönchblume genannt, da ist schon was dran, an den alten Namen“. Henry betrachtete seine Mutter ganz gebannt, sah sie schon als Statue im Garten stehen. Sie hat einen lang- gliedrigen Knochenbau mit rundlich, nach vorne gebeugten Schultern, eine baumartige Gartenstatue mit stattlicher Größe. Lange, glatte, grau gewordene Haare, kräftige Hände an zarten Gelenken schwirren im Garten zärtlich, die Blüten und Blätter streichelnd, fast schon ein J. Prévert Gemälde. Sie hat sich schon immer ihre eigene Welt geschaffen, sonst wären sie schon längst geschieden, denkt er sich leise. Schon als Kind hat sie mich mit zugewandtem Gesicht, schräg an mir vorbei guckend, als sähe sie mich als klar umrissener Teil eines Ganzen, fixiert. Das war so ihre Eigenheit. Um mich herum schauend, um mich dann in die Einzelteile zu zerlegen und mit ihrem forschenden Blick eine Art von Strahlenkranz um mich herum legend. Ein Kraftfeld einer ganz anderen Art.
Henry, genau wie sein Vater, liebt jedwede Art von technischer Neuheit. Seine transzendente Liebe. Henrys Wohnung gleicht einer Junggesellen Zauberhöhle voller elektronischer Apparate. Phasenrückkoppolungsblockierte, in mikroelektronische Sillikonplatten eingelassene Diskriminatoren, die man im Labor, wo er arbeitete, weil sie den Normen an die Temparaturbeständigkeit nicht genügten, wegwerfen wollte. Henry hat sie sich gekrallt und jetzt dient das Zusammengetüftelte als Messbrücke um kleinste Veränderungen im Kraftfeld rauschmindernd zu messen. Was Henry genau damit macht, weiß Sally nicht. Technik halt. Er arbeitet im Institut für Atmo-Physik und erzählt seiner Mutter immer über die Gefahr der roten Wolken, oder eben blasviolette Strömung von Co2 belasteter Atmosphäre. In seinem Labor arbeiten sie an einem Erdsystem-Modellierungs –Konzept, das der zukünftige Arzt für die geschunde Atmosphäre sein wird. Das Übel, was unser Lebensstil auf Erden anrichtet, so sehen es Henry und seine Kollegen, kann zwar nicht an der Wurzel geheilt werden, aber verarztet. Henry meinte mal zu seiner Mutter:“dass die Medizin schon sehr vielen Patienten geholfen hat“. Sally ist stolz auf ihren Sohn und Rick vergöttert ihn regelrecht, obwohl er sich bei der Erziehung und im Alltag niemals in den Mittelpunkt gestellt hat. „Es gibt sicherlich noch sehr viel mehr Heilungs- Konzepte für den Mantel unseres Planeten“, gibt sich Sally, die Zukunft nicht in schwarzen Wolken sehend, gelassen.
Rücken an Rücken zur Erde
Die Augen halb offen liegend im Gras
Schau hin zum Himmel
Der Falter frei schwingend Flügel
Lebendig fließend ummantelt von Licht
Worte zu Bildern wie Schalen
Berühren Gefühle Teil der Natur
Augen die sehen der Dichtung der Dinge
Im Dickicht der äußeren Wirkung zum Schein
Gebilde von Masken gelassen durch schauend
Formlos die Grenzen des Kreislaufs des Seins.

„Unser Institut, etwas gekränkt von diesem Zwischenruf seiner Mutter, meinte Henry genauso gelassen und ein wenig herablassend, hat nicht nur exzellente Wissenschaftler, sondern auch die neueste Computersoftware, eigens zur Vorhersage Atmosphärenrelevante Weitsicht für die Gesellschaft und die Politik programmiert und ist im Übrigen auch prämiert. Mein Phasenrückkoppolungsblockierte Diskriminatoren ist eine Messbrücke, um kleinste Veränderungen im atmosphärischen festzustellen und das ohne erhebliches Rauschen, elektrochemische Signale oder sonstige störende Strahlung. Das macht nicht jedes Institut“. Sie findet es zwar gut, was ihr Sohn sich zur Aufgabe gestellt hat, will über die Details aber nichts wissen, „das verstehe ich sowieso nicht“, gibt sie ungeniert zu.
Ich mache mir lieber meine eigenen Gedanken darüber, ob eine Pflanze Vernunft begabt oder empfindungsfähig ist. „Ich liebe die emotionalen Signale meiner Pflanzen auf mein Bewusstsein“, sagt sie und geht in die Küche zu ihrem Mann. Vom Regen in die Traufe, denkts kurz in ihrem Kopf. Aus Sallies Sicht hat Rick auch eine gestörte Strahlung ab bekommen. Sie fühlt ihr Kraftfeld zerschmelzen mit Signalen vom Mensch gewordenen Computer, der am Küchentisch sitz mit einer Tasse Kaffee in der Hand. Was für eine

spannende Wechselwirkung? Was das wohl für mein Nervensystem bedeutet, kichert sie leise. Was würde ein Baum an meiner Stelle machen? Sofort entspannt sich der Spannungsphasen Verlauf. Sie nutzt die Gelegenheit um umarmt mit großer Gebärde ihren Mann und flüstert ihm ins Ohr:“ Henry ist ein halbes Genie, so wie sein Vater“. „Wie wird das Wetter“, will Rick wissen, du bist doch unsere Wetterprophetin. Was sagt deine Krautpflanze“? Die Pflanze kann’s eben besser. Das hast du deine Antwort.
Über 7 Jahre geht Sally jeden Mittwoch zum Kundalini Joga. Das ist ihr anderes Standbein um ihren Willen nach mehr Gesundheit, Glück und Lebensqualität einzufädeln. Rick grinst immer, wenn sie meint, „sie werde ihre kosmische Hintergrundstrahlung wieder auf den Vordermann bringen“. „Der Körper streckt sich nicht von alleine“, meint sie zu Rick, der gerade mal wieder an seinem Computer sitzt. Der Kapitän an Bord. „Dein Drüsensystem wird’s dir danken, mein Lieber. Zehen und Füße strecken und den Feueratem in Gang setzen. Wenn du wüsstest, wie gut das tut, dann würdest du bestimmt mal als mein Gast ins Jogastudio mitkommen. Mein Kreislauf ist bombensicher trainiert“, gibt Sally ihm zu bedenken. „Ich freue mich für dich, das müsste dir doch eigentlich genügen“, erwidert Rick, während er auf den Tasten klappert. „Ich strecke eben andere Muskeln im Körper, z.B. die Gehirnmasse“. „Was sagt man dazu“, meint Laura lakonisch. „Ich habe es dir angeboten, und wenn du nicht eines der wirklich netten, es sind ein Paar zwanzigjährige dabei, Mädels kennen lernen willst, kann ich nur sagen, selbst schuld“. „Das ist ein Argument, aber ich bin jetzt beschäftigt und auch nicht bereit Richtung zu wechseln. OK“!? „Wie er möchte“, meint Sally aus der Haustür gehend.
Die Gruppe ist magisch; Das ist als hätten morphogenetische Felder an allen Strippen gezogen, so wie es geschieht, wenn Vogelschwärme im hin- und hergleiten in der Luft niemals aneinander stoßen. Sally lächelt. Ihre Frauenjoga- Gruppe übt den Kopfstand, sehr gut für die Vital Energie- das Apana-allem was unterhalb des Nabels liegt. Und was liegt da wohl? Ja, genau die Energie, die vom unteren Pol, der Domaine der Sexualität zum oberen Pol des Bewußtseins aufsteigen kann, um die Verbindung „die kosmische Ehe“ zu vollziehen. Sally bildet sich ein, und da ist sie nicht alleine, dass ihr Mann der Bräutigam im universellen Kosmos ist. Schließlich streckt er gerade seinen oberen Pol am Computer, ist rege im Gehirnjoga zu Gange. Vielleicht spüre ich ja was, kichert sie in sich rein. Ein Kribbeln im Schoß ist der beste Ressonanzboden für das Gehirn und somit für’s Bewusstsein, das hat sie gelesen. Sie stellt sich dann, kopfstehend, Rick und sich in der Dusche vor. Sanftes gegenseitiges einseifen, den Duft ätherischer Öle von ihren Neuronen nachempfunden, hier ein langer Kuss, streicheln überall – aber mehr nicht! Sie wird später, wenn sie wieder zurück ist, zuhause mal bei Rick nachfragen, wie er sich die paar Stunden ohne sie gefühlt hat. Spaß beiseite, denkt sie pflichtbewusst, die eigentliche Herausforderung liegt doch wohl in der Askese im

Denken. Ich denke nicht, also bin ich- ein wahrer Spruch vom Jogi. Nur so, lehrt der Jogi, können falsche Bewusstseinsinhalte vermieden werden. Rebellisch im Geiste, wie Sally ist, geht sie einen Schritt weiter. Bei günstiger Hintergrundstrahlung -wenn es ihr Energiezustand zu lässt- projiziert sie, während der Meditationsphase, nutzt ihre Gedanken, und stellt sich eine Bühne oder einen Raum, der mind. 3m Höhe hat, vor. Ihr Kopf wird zur Theaterbühne, die von oben mit verschieden farbigen Lichtstrahlern geflutet wird. Im Zusammenspiel mit Licht, musizieren Tänzer in ihrer Bühne an verschiedenen Stellen im KopfRaum mit fließender Bewegung, indem sie in die Strahlung der Lichtlaser greifen. Sie wird zum eigenen Publikum und lauscht monotonen, seriellen Tonfolgen und pastellenen Farben, untermalen ihr „world oft the sea“ Kopfzsenario. Während den Kopfständen kam es vor, dass sich das Bild der Kopfstehenden in ihrem dritten Auge, wie von selbst um 180 Grad weiter drehte. Die Frauen standen jetzt, mit angewinkelten Armen, den Kopf mit nach oben geöffneten Handflächen schützend, vor ihrem geistigen Auge. So kann man’s auch sehen, kurzer Nebengedanke am Rande des Universums, veralbert sie sich selbst innerlich.
Zurück zuhause beobachtet Rick, wie sie ihre Jogasachen zurück in den Schrank legt. Ihre Gestalt sieht er jetzt huschend schlank und sehr gut in Form für ihr Alter. Leichthändig klappt er den Laptop zu, um seine ganze Aufmerksamkeit auf sie zu richten. Während der Daten-Analyse , die Henry ihm über die Atmo-Messungen gegeben hatte, ist ihm, Rick, ganz warm geworden. Er bemerke Schweiß auf seiner Stirn. Sein ganzer Körper fühlte sich von Weichheit und Entspannung durchflutet. Rick wunderte sich, konnte aber keine Erklärung finden, was da gerade bei ihm abging. Reine Fakten,

dachte er sich und dieser Zunamie an Emotionen, ich bin doch kein Perversling, der sich über Zahlen aufgeilt! Die Tür zum Garten war offen gewesen, von der, wie es ihm schien, eine leichte Brise Fliederduft herein wehte. Gibt’s Flieder als reines ätherisches Öl, überlegte es kurz in seinem Kopf, während sich das Zahlendiagramm in seiner Brille widerspiegelte? Jetzt war für ihn kein klarer Gedanke mehr zugänglich. Er fühlte sich, als hätte er von einer Flasche Weichspüler getrunken. Ohne Brille, sich die Dackelaugen reibend, schaut er seiner Frau beim rumhantieren nach. Sally, Meisterin in Vortäuschung von Ahnungslosigkeit, wartete nur auf den richtigen Moment, um das Raja-Joga Experiment mit der Schwingungsressonanz, in Hier- und Jetzt Realität umzusetzen. Das mit dem Sex ist einfach die beste Nahrung für das gesunde menschliche Bewusstsein, der Seele und natürlich auch dem Geiste. Pure Inspiration und Lebensfreude, wenn’s sphärisch geschickt in Gang gesetzt, da plagt sie auch kein schlechtes Gewissen – Frauen dürfen auf Gefühlsebene manipulieren. Das brauchen Männer, nicht umsonst gibt es das Yin und Yang, und das hat sich seit Anbeginn bewährt. Ein Gauscher Weichzeichner überlagert den beobachtenden Rick. Eine leichte Kopfbewegung von Sally gen Schlafzimmer, eine wortlose Verständigung ….
Sie will die entfernte Muse bleiben
Im Rollengedicht, die beste Partie
Verirrt gerettet
Glückselig sicher
Den Sinn des Ablaufs
Die Logik der Dinge
Kein Zufall
Jetzt
Lasse ich alles passieren
Frei von taumelnder Angst
Einklang im meersein
Teilen der Gefühle
Wiegend
Spielend gelungen die Ketten gesprengt
Den Körper sanft rhythmisch als Instrument
Lass dich streicheln
Mut
Glockenweicher Ton.
EP3 Etheria- Gärtnerin in Gottes Namen
Sally liegt neben ihrem Mann und schaut ihn aufmerksam an, liebkost ihn sanft mit den Fingerspitzen, sein graues, volles Haar, entspannt ausgestreckt, sie sieht ihn lächelnd. Sie beobachtet uns assoziiert über Ricks Technikleidenschaft nach. Im Sammeln und analysieren, ist er tatsächlich absolute Spitzenklasse, setzte es gedanklich in Sallies Kopf nach. Geißblatt. Schon gedacht, huscht ihrs ins Gedankengewebe dazwischen, die Staude, die viele weiteren Namen hat; Liebkind, Lonicera, Teufelsbeere, weil unbekömmlich, oder Honigblume oder eben auch jelängerjelieber. Weißt du noch, denkt sie weiter, um was es geht???? Jaaa! Die Pflanzendiebin, denkt sie in Schlagzeilen weiter, während sie schon ihren nächsten Streifzug in strahlungsfreie Zonen, plant. Zeitungs-Artikel über mal Jemand ganz Anderes. Trickdiebe, Ladendiebe, Bankräuber, Kleinverbrecher, Steuerhinterzieher, Kapitalverbrecher und Sie mitten drin, als die Pflanzendiebin. Das ist nicht Vergleichbar, denkt Sally nach, es kommt auf die Art der Verlockung an. Das wäre als würde ein Hardcoreporno mit einem Liebesgedicht verglichen. Ein Bankräuber hat mit einer Pflanzenklauerin mit direkten Draht zum Absoluten Bioplasma, nichts zu tun. Die Energie des Geldes dürfte wohl einer anderen Kategorie hörig sein. Alles, was Recht ist! Sie steht auf und ruft ihren AB, es hatte lange geläutet, während dem unaussprechlichen Akt. Lauras Stimme spricht zu ihr. „Hi Sally. Wir wollten doch einen Tag zusammen im Garten verbringen. Du schuldest mir noch eine Schulung in deiner Pflanzenkunde. Außerdem muss ich meinem Gärtner die Einkaufsliste der Pflanzen geben, womit du mir behilflich sein wolltest. Ruf mich doch bitte mal zurück“. Piep. Laura ist ihre beste Freundin aus der Jogagruppe. Ihre Stimme ist sehr klar, mit einem burschikosen Unterklang und sie hat, wie nur wenige in der Umgebung von Sally, keinen Akzent. Ein reines Englisch ohne gestelzt zu wirken. Das hat Sally beim ersten kennen lernen sofort an ihr gefallen- lässig und irgendwie, obwohl Frau das normalerweise an den Kleidern taxiert, edel.
Sallys feinstoffliche Schwingungen, fingen sofort Feuer, dockten an und es entstand instantan eine unbewusste Anziehungskraft. Als sie ihr das 1. Mal erzählte, dass sie mit ihren denkenden Pflanzen Kontakt habe, hörte Laura einfach nur zurückgelehnt zu. Sally erklärte ihr, dass Pflanzen sehr sensibel seien und ihr eine besondere Zufuhr von Energien gäben, und dass sie damit ihre Gefühle auftanken könne. Sie erwähnte das „Geheimnis der

Pflanzen“ Buch und wollte schon wieder loslegen und alles gleich offenbaren, was sie wusste und sich über Jahre hinweg angelesen hatte- ließ es aber sein und nestelte ansatt an der Astilbe rum. Laura war in die Altenpflege gegangen. Sie hatte zwar sehr ambitionierte, sportliche Vorstellungen als junge Frau entwickelt, aber zufällig, so wie es das große Theater -Leben will, kam sie zur Einsicht, dass alte Menschen eine gewissenhafte Pflege und Vorbereitung zum Tode brauchten. Laura fühlte sich intuitiv dazu berufen, und da es immer mehr alte Menschen gibt, ist Arbeit dort, so gut wie sicher. Logisch. „Da ich über eigenes Kapital verfüge, stört mich die schlechte Bezahlung für meine Arbeit und Energie nicht sonderlich“. „Weshalb Altenpflege und nicht Kindergärtnerin“, wollte Sally wissen. Lakonisch beschrieb Laura ihr, wie sie Mütter beobachtet hätte, die den Kinderwagen mit lang ausgestreckten Armen, so als würden sie einen Rasenmäher vor sich her schieben. Sie überlegte eine kleine Weile und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: „Das signalisiert doch augenscheinlich eine ganz spezielle Haltung der Frauen. Ein Instrument, was in irgendeiner Art dienlich ist“. „Diese Assoziation kann ich nicht nachvollziehen. Wenn sie die Arme anwinkeln, das habe ich schon beobachtet, dann erinnert mich das an einen Einkaufswagen vor sich herschieben. Das ist doch auch ziemlich seltsam, findest du nicht“, fragt Sally.
„Weshalb hast du dein teures Diplom, beruflich nicht genutzt“, wollte Laura einmal wissen. Das Erlebte im Studium, die Erinnerung an mein zu jener Zeit gewesenes Selbst, konnte ich nicht von irgendeinem Lohnstrich infizieren lassen“, sprudelt es aus Sally. „Die Erinnerung wird mit geldverdienen Energien überlagert und schwub die wub alles an wertvoller Energie verschluckt“, fügte sie noch hinzu. „Die Erinnerung ist dir so kostbar, dass du, einen fleißigen, pflichtbewussten, zudem auch noch attraktiven Mann geheiratet hast? Ist das, was du meinst?“ „Nein, das ist nicht was ich sagen wollte. Wie bei so vielen frisch Verliebten üblich, war mein Freund, wie soll ich das umschreiben, nicht lendenfaul. Du verstehst? Außerdem ist er auch ziemlich gutaussehend, wie du schon treffend festgestellt hast. Das subatomare feeling, hat sich auch mit der Zeit eingefunden. Damals riet mir meine innere Stimme Rick zu heiraten, schließlich war unser kleiner Henry schon über das Kaulquappen Stadium hinweg und hatte es sich in meiner Gebärmutter bequem gemacht“. „Lustiges Bild“, witzelte Laura, „ich stelle mir Henry gerade als Kaulquappe vor“. „Mit der Zeit ist Rick sogar zum

Gilbweiderich herangewachsen“. „Gilbweiderich? Was bedeutet das denn jetzt? Das kann ich nicht nachvollziehen“. „Mein Pfennig Kraut! In meiner Ehe bin ich die Gärtnerin und er ist jetzt Gold wert. Es gelang mir ihn aus dem Schatten, zunächst noch in schlechtem und roh- feinstofflichen Zustand, so umzupflanzen, dass seine Wurzelausläufer wirklich unermüdlich und sehr schnell ausfächerten. Zunächst machte er mir gar keine Arbeit- auf feinstofflicher Ebene- real ist er ausgesprochen tüchtig und verdient auch ganz gut Geld. Später, als Henry auf die Uni ging, musste ich mich mit Ricks materieller Geistigkeit auseinander setzen. Das sind die Kontrolldramen, dachte sich Laura. Seine kriechenden Wurzeln und sein absterbendes Laub haben den rohen Boden der materiellen Welt sehr stark verbessert, Geld war nicht das Problem- mehr. Aber auf die Bewusstseins Frequenz eines Materialistens, wollte ich mich nicht einlassen“. „Weshalb ist nie der Wunsch auf gekommen, deinen Gilbweiderich durch eine edlere Pflanze zu ersetzen“, frägt Laura mit einem süffisanten Lächeln um die Lippen. „Das ist ein weites Feld, Eheangelegenheiten“, meinte Sally das Gespräch in andere Bahnen lenkend. „Willst du wissen, wie meine Halbstaudengewächse den Frost aushalten?“ „Gibt’s da ein Mittel für“? Einen Schritt hin zum besonders schön angelegten Beet fragt Laura beiläufig: „Ist das nicht eine Gretel im Busch?“. „Ich bin beindruckt, dass du dich damit auskennst, entgegnet Sally überrascht und beugt sich über das zarte Pflänzchen. Sie heißt übrigens auch Jungfer im Grünen und fühlt sich in Gesellschaft mit anderen Blumen sehr wohl, währenddessen sie ein etwas braun gewordenes Blättchen von der Pflanze zupft. Ihrem Namen wiedersprechend trägt sie sehr viele Samen und gedeiht ziemlich hartnäckig in jeder Erde und überwintert robust, ins nächste Jahr, um irgendwo und irgendwann aufzugehen. Ich habe sie einmal gesät, und wie es scheint ist alles mit rechten Dingen zugegangen, denn, die gute Jungfer Gretel tut schon für lange Jahre in meinem Garten ihren Dienst. Ich musste mir nur merken, wie sie aussieht, als sie noch klein und unscheinbar war, um sie nicht mit den jungen, aufgehenden, gelben Rüben oder Unkraut zu verwechseln“. „Wieder was dazu gelernt“, erwidert Laura und spricht Sally auf die Katzenpfötchen an, die sie mit lang ausgestrecktem Arm und vorsichtig mit den Fingern über die Blätter streichelt. „Schönes weiches Fell“, lächelt Sally sie an. „Die kann große Trockenheit und sengende Hitze vertragen. Du machst das schon richtig so an die Blume ran zu zoomen, nur so kannst du sehen, wie reizend das Pflänzchen ist“. „An der Herzelblume kann man aber auch nicht unbeeindruckt vorbeigehen“. „Meine Güte Laura, ich wusste gar nicht, dass du dich mit den Pflanzennamen so gut auskennst. Dieses Prachtexemplar ist einer meiner Gartenhöhepunkte. Laura

beobachtet, wie Sally nach den richtigen Worten zur Beschreibung sucht und hört ihr mit einem Lächeln um die Lippen zu. Ich finde es so anmutig, wie diese lockeren Blätter sich waagerecht halten, und die Blüten schweben in einem Bogen über andere kleinere Frühjahrsblumen. Siehst du, wie sie erhaben über die Primeln und Vergissmeinnicht, über Maiglöckchen und Stiefmütterchen schwebt“? „Schwebt ist gut“ lacht Laura.

„Ich hatte übrigens einen schönen Traum von dem ich dir erzählen wollte. Jetzt muss ich gerade daran denken. Also, ich durchstreifte einen wunderschönen Garten mit saftig grünen, samtartigen Rasenteppich und ein süßer atemberaubender Duft von einem Meer von Blumen schmeichelte mir um die Nase. Ist das nicht wahnsinnig“, meinte Laura ganz verzaubert von der Erinnerung an ihren Traum. „Und das war noch nicht alles. Leuchtendes Gelb, tiefdunkles Lila, rubinrot- eine Farbenpracht in HD Film Qualität. Bitte, frage mich nicht nach den Namen“, greift Laura dem tiefen Luftholen Sallys vor, die gerade, so schien es, eine Frage stellen wollte. „Da waren phantastisch geformte Bäume, mit windschief gekrümmten Stämmen, die mit merkwürdigen Verkrümmungen scheinbar einen Weg zum Licht suchten. Oder, sie sind vom Sturmwind so geschlagen, dass sie sich nur noch in der Schieflage halten können. Ich erinnere mich an die tiefschwarze Rinde mit silbernen Flechten übersäht und die Laubpracht lispelte leise im Wind. Unvorstellbar, wie lebendig der Traum war“, beendet Laura ihre enthusiastische Traumsequenz Schilderung. Staunend sprachlos verlor sich der Moment in einer großartigen Stille. Dann kam ein leises „wow“ aus Sallys Mund. Sonst nichts nur „wow“. Beide saßen noch eine Weile, die keiner linearen Zeitspur zu folgen schien, ganz gebannt auf der Holzbank neben dem kleinen Gartenteich und lauschten den Vögeln und Grillen und ab und zu dem Quaken vom Frosch, und sie dachten nach. „Du hast nicht zufällig einen Spacekecks gegessen“, fragt Sally mit Blick auf die Seerosen“. „Nein, das habe ich nicht. Aber was mich wundert ist, dass ich die Gerüche und Farben real im Traum wahrgenommen habe. Dass dich mein Traum so umhaut, ist eine weitere Überraschung. Du bist doch, und das meine ich nicht negativ, bitte nicht falsch verstehen, eine „Esoterikerin“ du mit deiner Kommunikation mit Pflanzen und so“. Zögerlich leise durchdringt die Nacht ein „Ja“. „Ich kann das aber kaum glauben, dass du dieses phantastische Traum Wunderwerk hattest, verstehst du? Es ist einfach nur wunderbar, und ich freue mich so für dich“. „Irgendwie hat mich dieses Gefühl eine ganze Weile mit einer Leichtigkeit über den Alltag hinweggetragen. Kaum zu glauben, was so ein Traum bewirken kann“, bemerkte Laura noch ganz verträumt bevor sie aufstanden und in Richtung Haus gingen. „Was macht dein Sohn“, fragt Laura. „Dem geht’s gut. Er ist ganz von seiner Arbeit in Anspruch genommen. Troposphäre, Stratosphäre, Mesosphäre und die geräuscharmen Messungen- wissenschaftlich eben. Wusstest du, dass wir nach den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft Meeresbewohner sind“, fragt Sally während sie sich in der Küche noch einen Kaffee zu Gemüte führen. „Nein. Wie das“? „Astronauten gehen davon aus, dass die Luft, also die Atmosphäre an sich, eigentlich eine Art von Flüssigkeit ist und nicht, wie alle glauben, ein Gasgemisch“. „Gut zu wissen“, meint Sally lakonisch, „dann sind wir also eher Fische und nicht kleine Ameisen oder so was ähnliches. Das Leben ist ein wogendes, undurchsichtiges

Mysterium. Lassen wir‘s dabei. Zuviel nachdenken schadet dem gesunden Menschenverstand und Fische sind sowieso eher blöd. Ich habe die Liste mitgebracht, die ich dir versprochen habe. Empirisch geprüfter Umgang mit alten Gagamenschen. Du kannst dir das mal durchlesen, vielleicht hilft es dir im Umgang mit deiner chère Mama“. „Danke, wenn du nicht aufpasst, spöttelt Sally beim Abschied an der Haustür mit einem leisen Lächeln in der Stimme, wirst du, liebe Laura, noch zu meinem Schöngesicht“.
„ Ach ja, Sally, ich hätte es fast vergessen zu sagen, aber ich werde übermorgen für eine Woche an die Ostküste fahren. Ich brauche ein paar Tage Urlaub zum Abschalten. Lass das Schöngesicht also derweil nicht verblassen“, weht es ihr noch, ehe sie die Tür schließt leise um die Ohren.
Das Gewebe von Harmonie verzerrte sich, wie von einer unsichtbaren Kraft- einem transparenten Band gezogen. Sally ging zurück in die Küche, brühte sich eine Tasse Darjeeling, während sie darüber nachdachte, ob sie sich gleich an ihre Hausaufgaben und Lauras Tipps und Tricks im Umgang mit dementen alten Menschen zu Gemüte führen sollte. Oder vielleicht doch erst einen kurzen Zwischenstopp im Garten? Den Gedanken gleich verwerfend ging sie die Treppe zu ihrem Schreib und Nähzimmer hinauf. Hier gab es, wie auch im Schlafzimmer, keine Pflanzen. Als Ersatz dafür war ihr, doch recht großer und sonniger Raum mit transparent leichten Leinentüchern, abstrakten Malereien und sparsam gesetzten Dekorationen ausgestattet. Ihr Arbeitstisch war schlicht. Zwei Böcke und als Tischauflage eine dicke Marmorplatte. Am Fenster ihre Nähmaschine, die einiges an Standard Modi zu bieten hat – Rick hat sie ihr geduldig erklärt – ungenutzt, ein wenig beleidigt, wie es schien, in der Ecke. Fließend und ohne Textstellen nochmals zu lesen durchflog sie die Seiten. Geballte Info, flog es ihr durch den Kopf. Das ist so wunderbar. Laura macht nie großes Aufsehen, wenn sie sich um mich kümmert. Andere würden sich wahrscheinlich jeden Satz auf der Zunge zergehen lassen und das Ganze zu einer Ego-Posse verkommen lassen. Ups, solches Gedenke wollte ich ja eigentlich nicht mehr aufkommen lassen. Blätter, ungebleicht aus erster Hand -mein Schöngesicht, ich danke dir.

Wie wär‘s mit ein wenig Musik hören, geht es ihr durch den Kopf. Polytonalität- wer war nochmal der Meister dieser Gattung. Bartòk. Seine Bagatellen, nein, das ist es nicht. Elegien! Sehr gut. Die kleine Stereoanlage wartet schon auf die transzendente Versöhnung. Als Untermalung höre ich mir vordergründig das Tackern der Nähmaschine an. Der Hanf-Seidenvorhang braucht noch einen schönen Saum. Fun Anlasser anwerfen, das Nählicht einschalten, Ober und Unterfaden einfädeln, Fadenspannung regulieren und schon tickert die Maschine einen einwandfreien Rollsaum- wie von Zauberhand. Das ist der reine Wohlklang. Polymodalität überlagert von einem mechanischen Ostinato. Sally fühlt sich von diesem Kammerorchester berauscht. Lauschend verliert sie sich in den Klängen, den Farben des Stoffs, dem Licht, das ihr Zimmer durchflutet und der Bewegung der Nadel, die präzise das Ende des Saums abschließt. Ohne zu blinzeln starren ihre Augen geradeaus auf die auf und ab surrende Nadel. Sie gibt sich mit Leib und Seele der musikalischen Esoterik hin. Während dessen läuft ihr Unterbewusstsein auf Hochtouren. Das „Sich“ der Dinge, ein Telefon ins Jenseits. Der Akt des Tuns wird zur reinsten Metaphysik. Ein gelungener Streich, der Vorhang wird endlich vollendet. Ohne es zu bemerken betritt ihre Mutter den Raum und ohne ein Wort zu sagen, beobachtet sie ihre Tochter, die konzentriert an der Maschine arbeitet. Sally, ruft sie mit alter Fistelstimme in den Klangrausch. „SALLY“, ein kleiner Seufzer, „ein Schulterzucken- meinst du es gibt Regen“? „Was trägst du für ein schönes Kleid Mutter“, fragt sie den Blick auf sie richtend. „Warte, ich schalte die Stereoanlage aus. Bin sowieso endlich mit dem Vorhang fertig. Was hast du gesagt, ich habe dich nicht gehört“. „Bin mal gespannt, ob es regnen wird“? „Sieht ganz danach aus, es wird ja auch wieder kühler draußen. Soll ich die Heizung anschalten? Du hast dich aber fein gemacht, Mutter. Gibt es einen Anlass dafür“? „Heute ist der Hochzeitstag mit deinem Vater, ich habe von ihm geträumt und seine Liebe gespürt. Er stand da, ganz stolz mit seinem schelmischen Lächeln. Er sah aus wie ein Pinguin und überall flogen kleine Vögel um ihn herum. Dann war da noch ein leises Rauschen, das immer stärker wurde und dann hörte ich wunderschöne Musik“. „Er wacht über dich und zeigt dir, dass sein Geist um dich schwebt. Und dann hast du dir ganz alleine dieses schöne, blumige Sommerkleidchen angezogen? Und was sind das für Ohrringe? Lass mich mal sehen“. Sally geht auf ihre Mutter zu und fummelt an deren Ohrläppchen herum. „Sind das nicht meine Ohrringe mit den Smaragden, die mir Rick zu Weihnachten anno dazumal geschenkt hat? Du hast die doch nicht etwa aus meiner Schmuckschatulle stibitzt“? „Ich weiß nicht mehr wo ich die her habe, die gehören auf jeden Fall mir, oder meinst du ich bin eine Schmuckdiebin. Das denkst du also über deine Mutter, das werde ich mir merken, sowas unverschämtes aber auch.“ „ Lass gut sein Mutter, alles OK. Komm ich mach dir was zum Abendessen, die Ohrringe kannst du natürlich anlassen. Die stehen dir sehr gut“. Mit ihrer Mutter am Arm geht sie in die Küche, verabschiedet sich aus der Unterhaltung mit ihr. Geschäftig deckt sie den Tisch und bereitet das Abendbrot vor. Maggy isst meistens nur ein Brot mit Wurst oder Käse und trinkt einen Kamillentee mit Zucker dazu.
Nach dem Essen zieht Sally ihr ein Nachthemd an und bringt sie ins Bett. Als sie durch’s Wohnzimmer in die dahinter, von der Treppe in den ersten Stock getrennt gelegene Wohnräume geht, fällt ihr ein Plastiksack unter dem Treppenansatz auf. Nichts weiter denkend begleitet sie die Mutter ins Schlafzimmer, und wie jeden Abend sprechen die zwei Frauen noch ein kurzes Abendgebet zusammen. Auf dem Weg zurück, greift sie sich die Plastiktüte und findet nicht wenig überrascht eine Zimmerpflanze, die im Wohnzimmer stand darin. Das darf nicht wahr sein. Als Erstes befiehl sie ein ärgerliches Gefühl, das dauerte aber nicht lange an. Dann fühlte sie sich total überfordert einen Zusammenhang zu finden, und dann befiel sie ein nicht zu kontrollierendes Lachen, nein eher ein juchzen, so, das ihr ganzer Körper zu zittern anfing. Sally fand an dem Abend noch weitere sechs Tüten mit Haus und Gartenpflanzen drin. Rick meinte lakonisch: „soll ich die Tüten entsorgen“? „Nein“, meinte Sally, stotternd nach den richtigen Worten suchend, die werde ich umpflanzen. Die brauchen einen größeren Topf und bessere Erde. Lass alles liegen, ich kümmere mich darum“.
Was ist passiert? Sally ließ sich alles nochmal langsam und gründlich vor dem inneren Auge Revue passieren. Das Schlafzimmer von Mutter liegt auf der Westseite, mit großem Fenster zum Garten – das bedeutet; Sie hätte mich bei meinen Aktivitäten beobachten können. Weshalb gräbt sie die Pflanzen aus? Sicherlich sind demente alte Menschen zu mancherlei Unerklärlichem in der Lage. Mit reiner Vernunft kommt man da nicht weit – mit dem Verstehen. Heute Abend werde ich alleine schlafen. Ich brauche Abstand um nachzudenken; Ms. Marple ist lieber alleine. Während sie sich die Zähne putzt und den abendlichen Hantierungen zur Vorbereitung, schlafen zu gehen nachgeht, muss sie an den Auftritt ihrer Mutter im Nähzimmer denken. Hatte sie eigentlich schmutzige Fingernägel, überlegte Sally kurz- das ist nur nebensächlich. Aber offensichtlich fühlte sie sich Vater sehr nahe, denn sie hatte von ihm geträumt und wollte ihren Hochzeitstag feiern. Mit meinen Ohrringen, was Mutter sofort geleugnet hat. Sally war gerade dabei sich ins Bett zu legen, da stand Rick in der Tür mit Pyjama und Zahnbüste in der Hand. Hab‘ ich was Falsches getan, fragte er sie, oder warum schläfst du im Gästezimmer“? Ein Millisekunden schneller Augenaufschlag, ein Geistesblitz. Sally sieht fadendünne schwarze Halbkreise unter Ricks Fingernägeln. Stocken, Pause, Antwort: „Nein, mein Lieber, das hat nichts mit dir zu tun, ich brauche heute mehr Raum beim Schlafen. Du kennst mich doch“. Rick gab ihr noch ein Küsschen auf die eingecremte Wange und ging zurück ins Bad. Es war Rick, er hat die Pflanzen ausgegraben und in Tüten an verschiedenen Stellen im Haus liegen lassen. Er kennt ihr Geheimnis und setzt ihr ein Zeichen damit aufzuhören. Ein Übergriff in ihre Freiheitsliebe, das zu tun, was ihr ein liebenswerteres Lebensgefühl vermittelt, was sie näher an ihren eigenen Wesenskern rückt. Starr und verletzt liegt Sally im Bett und die Gedanken drehen sich, wie in einer Endlosschleife. Sie fühlt einen seltsamen Schwindel im Kopf, fast schwerelos, kann keinen klaren Gedanken fassen. Mikroskopische, kontrapunktische Vorgänge durcheinander in ihrem ganzen Kopf verteilt. Es kristallisiert sich eine geheimnisvolle, fremdartige Welt in Sallys

Einschlafphase, eine Schwelle in eine fremdartige Traumlandschaft öffnet sich und halbvertraute Gestalten treten aus dem Nebel in ihr Unterbewusstsein. Sie taucht in die Schattenwelt ein und wird von nichtmenschlichen Sphären überlagert. Sallys Traumlandschaft wird zur erfahrbaren Oberfläche; Flüstern, murmeln, sprechen durchfluten ihre im Schlaf versunkene Wahrnehmung. Abstrakte Lichtmuster, Kreise, negativ Belichtungen schwirren vor ihren geschlossenen Liedern. Wie ein Astronaut fliegt Sally durch die Parallelwelt des Schlafs, fliegt in atemberaubende Höhen und Schwindel erregende Tiefen. Nahezu auflösendes, kaum wahrzunehmende Atmosphären und Abenteuerliches durchdringen sie auf ihrer Reise in ein Alternativuniversum. Beim Aufwachen am Morgen findet sie sich am Ausgangspunkt zurück; Der Kreislauf des alltäglichen kann von Neuem beginnen.