The Hoarder EP1-TV Reality Show Messi

Tina arbeitet für Menschen, die in Häusern leben, nicht mehr Herr über diese sind und deshalb um Hilfe bitten. Das ist nicht so einfach, denn die zum sammeln, dann hortenden Geplagten müssen sich erst bei einer TV Reality Produktionsfirma bewerben. Erst dann kann mit menschlicher Hilfe für ihr Kümmernis gesorgt werden. Die vielzähligen Bewerbungen der sammeln- und hortenden Messi gehen an den TV Reality Show Sender, wo in einem Team von Redakteuren, in einer Vorauswahl die Massen von Realities auf drei reduziert werden. Die ausgewählten Messi werden in der TV Reality Show gezeigt. Messi sein ist keine Nische mehr in der Gesellschaft, die Gradation, wie schwer befallen, variiert von der Kategorie: „Auf hoher See ist alles drunter und drüber gegangen- ich kann dafür nichts. Ich bin nur Mensch, das Unglück war einfach zu überwältigend“. Eine weitere Reality; Die Häuser der Bedrückten wollen nichts mehr hergeben, möchten bis zur Decke hoch mit Dingen vollgestopft sein: „Mir ist das Haus über den Kopf gewachsen-das kam alles so schleichend. Alles, was mein Haus als Meister der Dinge braucht, sind noch mehr davon. Allen möglichen Kram“.
Tina weiß bescheid. Sie hat schon so vielen Menschen geholfen alles, was gesammelt und gestaut, beherbergt wurde, loszuwerden. Viele dieser Menschen haben vom Leben einen Knacks abbekommen. Tina hat über die Jahre, in denen sie eifrig zur Seite der Gekrümmten gestellt worden war, viel Einsicht und Mitgefühl entwickelt. Mit Ihrem Psychologie Studium hat Sie die Grundlage gelegt hinter die Dinge zu sehen. Damals in Marburg, als die Umstände es ihr nicht erlaubten, das Studieren zu beenden. 4 intensive Semester mit Disziplin, hingebungsvoll ausgerichtet auf das Verstehen der Systemischen Psychologie, wollte Sie schon sehr früh Menschen helfen und verstehen was hinter all dem steht.
Bei einem Messi Reality , an den sich Tina noch sehr gut erinnert, gab es WELTEN, die angestoßen werden mussten, um sich von dem armselig kleinen Eichhorn, dem Paten des Hauses zu verabschieden. Raus damit. Alles! Klar, kann sie das nicht alleine bewältigen. Wie auch?- dazu braucht sie Verbündete im Geiste. Menschen, die ein sensibles Bewusstsein haben und eine steht‘s wache Achtsamkeit. Das ist die Voraussetzung, sonst geht es einfach nicht, Menschen in Not hilfsbereit zur Seite zu stehen. Der Besagte ließ sich nur ganz listig befreien, aber die Weichen waren von den einzelnen Akteuren vorab günstig gelegt. Zufälle halfen, das Team optimal in das Mobile der Gegebenheiten einzubringen. Alle sahen die Zeichen und ergriffen jeden nur vorhandenen Hebel. Zum Schluss, einmal nach dem letzten Besenstrich, mit Weihrauch gut ausräuchern. Die Luft wird ganz septisch und der süßliche Geruch lässt kaum mehr amten vor Freude über die Überwindung der Ohnmacht. Erstaunen und Dankbarkeit alles vom Halse zu haben. Aufgeräumte Leerheit. Aber bis dahin ist’s noch ein weiter Weg.
Die Galaxien der Widerstände, Zweifel und Missgunst müssen die Pflüger im Geiste erforschen und aus dem Weg räumen. Das Team fühlt sie, körperlich; Präexistenzen, Ahnen und den Zeitgeist. Ein ganzes Meer von osmotischem Plasma, teilweise wabernd und den verzweifelten Hausbewohner belagernd, gilt es zu durchforsten. Was denn nun? Hört, hört! Was war das Thema nochmal? Wer weiß es schon! Keiner kann’s sagen …“im rauschen von Heine, im Stillen der Nacht…“
Wenn alles im wechselseitigen Verständnis und guten Einvernehmen in Schwung gebracht wird, kann das Boot schon gut geschaukelt werden. Das ist beim „ich bin nur Mensch, das Unglück war einfach zu überwältigend“ eine Glättungsaufgabe. Die gnadenlos gewaltsamen Wellen auf großer Fahrt, in tiefen Gewässern werden in ihren Amplituden verkleinert so lange, bis die See gleichmäßig da hin rollt. Jetzt gilt es dem Verständnis dienen, dem rational denkenden Geiste Folge leisten. Das macht dann auch Spaß. Tina lacht dabei und lässt sich gerne herzen. Die Geplagten und Bedrängten freuen sich, und sind sichtlich selbst erstaunt und können das Alles gar nicht fassen. Der Müll ist weg. Der Weg war lang und jetzt gibt’s kein halten mehr. Festhalten und klammern ist verboten, das darf nicht mehr sein.
Tina und ihr Team wissen, dass sie kein Ersatz für all die Sachen sein werden, wenn alles mal weggeschafft wurde. Das war auch kein Eingriff in das Karma der Menschen die nicht mehr in der Gewalt ihrer eigenen 4 Wände sind. Das sieht Sie ganz weltlich real. Sie hat die Weichen gelegt, solchen Menschen unter die Arme zu greifen. Es ist ihr Weg Ordnung zu schaffen.
Bei einem Auftrag hat sich folgendes ereignet, Tina erinnert sich noch ganz genau. Der Geplagte war der ersten Kategorie Messi zu zuordnen. Das gebeutelte Individuum verlies seinen vermeintlich sicheren Hafen als Angestellter, um seine ehrgeizigen Ziele, mit Wind geblähten Segeln in voller Fahrt und an den Grenzen seiner Möglichkeiten navigierend. Was daraus wurde? Ein Messi mit höchstem Schwierigkeitsgrad. Die Krümmung seines Unterbewussten, und auch die des oberirdischen Unternehmers war außer Rand um Band geraten. Kopfüber und Seitenverkehrt hatte sich Bobo, der Geplagte, damals bei Tina und Ihrem Team gemeldet und nach Hilfe gebeten.
Als erster Schritt sollten die persönlichsten Sachen in Angriff genommen werden. Ein raffinierter Trick, den Tina bei Gelegenheit schon mal anwendet. Briefe von Damals, extravagante Postkarten mit groß fröhlicher Schrift, aus dem Urlaub oder einfach nur so zum Gruße, in der -ich hab an dich gedacht-Manier, und viele wohlwollende Geburtstagskarten. Die Kisten mit dem Briefwechsel, auch bei diesen Utensilien gab es eine Unmenge von Angesammelten, hatten sie eine kleine Epoche lang im Haus von einer Seite auf die andere gestellt. Irgendwann schwappte dann eine Kartonverklappung auf, der Inhalt lugte ganz unverbindlich, an den Rändern der Umschläge leicht vergilbt, aus der jahrelangen Behausung heraus. „Ah, sieh da, das ist ein Brief, von meiner ersten großen Liebe nach meinem Realschulabschluss“. Reinschauen. Was für ne riesen verschnörkelte Schrift. Kreuz und quer, dachte Bobo und vertiefte sich in die Erinnerung. Alles um ihn herum trat angenehm vornehm in den Hintergrund, jetzt noch ein paar Schrittchen zur Seite und schon entsorgt auf leisen Erinnerungssohlen Tina und Ihr Team den offensichtlichen Schrott im Haus. Plastikbestecke, alte Sport-Magazine, die Erstausgabe Geo, extra verknautschte Sportschuhe, Flip-Flops, Karten und Brettspiele aus der Zeit der sonntagsnachmittags Spiele. Decken, alte Umzugskartons, die das Team ungeprüft entsorgt, Unmengen von Krimskrams, wofür es sich nicht lohnt einen Namen zuzuordnen. Autsch, ne Kiste voll alter rostiger Nägel und Muttern, Schraubenziehern und kleinhandwerkliche Geräte, wie Winkelschleifer, Akkubohrer, Hobel, Keile, Scharniere. Da war schon mal ein Funke entstanden, dachte sich Tina. Eindeutiges Indiz ist der automatische Hebekran – die lange Kralle zum hieven und verschieben. Ist wohl im Keime erloschen, die Rebellion des Geplagten gegen die Endmoräne der Unnötigkeiten. „Halt! Hört einen Moment auf damit. Die Maschinen, lasst doch bitte erst mal stehen“, meinte der Pate des Hauses, den 2ten Brief, der seinerzeit so existentialistisch Verehrten und Begehrten noch in der Hand haltend. Aber das ist auch kein Problem für Tina. Oft wird ihrer Arbeit scherzhaft als Tina, die Unternehmensberaterin belächelt. Das ist aber nicht der Fall, im Gegenteil. Sie hat Ihre Mitarbeiter derart geschult, dass dieses Aufbegehren der Geplagten, – mal inne zu halten – gar keine Beachtung findet. „Ihr dürft euch auf keinen Fall auf den Hausbewohner einlassen. Immer schön bei mir und der Sache bleiben“, predigt sie vor jedem Noteinsatz. „Ordnung der Dinge, Dinge der Ordnung“. Und so wird’s dann auch gemacht, denn Innehalten, das hätte sich der Messi wohl besser eher einfallen lassen müssen.
Am 2ten Tag rollte das gesamte Team an, Tina voraus. Sie fanden eine geschlossene Haustür vor. Überrascht, sind alle durch den leidig aussehenden Garten zur hinteren Verandatür über eine ganze Heerschar von Scherben gelaufen, untermalt von dem Knirschen des groben Gerölls und des klein gemörsten Glases. Die ganze Zeit über wünschte Tina sich einen Weg gesäumt von, kakaobraun sehnigen Körpern, die beim Gewichte stemmen, etwas schwitzend die Muskeln zeigen. Anstatt dessen, ebnete sie sich durch die, von Wind und Wetter getrübt matte Fensterscheibe, einen Blick zum Geplagten. Sie sah ihn auf dem Boden im Wohnzimmer sitzend, angelehnt an die schon etwas kleiner gewordene Endmoräne von Sachen, aber immer noch genügend viele Trümmerberge um in herum. Als sie so dastand und ins überlegen kam, schwappte ein Bild aus ihrer Erinnerung heraus, etwas, was sie gestern schon gefesselt hatte. Im Flur des gestopften Hauses, türmte sich ein kegelförmiger Haufen von Schuhen. Die Sportschuhe hatten überdimensionale Schnürsenkel, die in einem kaum zu entwirrenden Klumpen zwischen den einzelnen Schuhen eingeklemmt, in grau schmutzigen Zustand, troslos schlapp herrumlagen.
Phantasievoll, das war Tina schon im Kindesalter- sie denkt; Auch ein ungeordnetes Dasein im Hiersein kann ein zugeordnetes Anderssein ermöglichen so zu sein, wie es ist. Sammelnd. Den Pfad zum Anderssein im Sosein, stellt sie sich mit dem Echo des Bildes in Ihrem akrobatischen Geiste wortreich als Schnürsenkel Überbewusstseins-Fadenknäuel vor. Die Bewusstheit kommt aus den verschlungenen Tiefen nach Oben, um dann zusehends sich wieder nach unten windend, zu verschlängeln… taucht aus dem Verschwundenen wieder zu Lichte. Zwei, sich an den Enden des Schnürsenkel Überbewusstseins-Faden verhärtende und verstärkt zum Vorschein kommende Enden, werden hier zusammen gebunden und in schöner, althergebrachter Manie, zum Zwecke des Zusammenhaltens, in einer Endlosschleife wieder aneinander geschnürt. Hier und jetzt denkt sich Tina, jetzt reícht’s: das ist sehr psychiatrisch, sich so was auszudenken, nur wegen ein paar Sportschuhen. Ein Gespenst- weg damit, unbedingt entsorgen. Nicht oft, aber wenn es wirklich gebrannt hat, bediente sich Tina ihrer Trickkiste. Sie merkt, dass sie sich in das Karma des Anderen einmischt, und dies nicht der Ordnung halber, sondern des Einziehens halber. Tina hat sich ertappt, dass sie bei dem Geplagten eingezogen ist, versuchte sich hier zu orientieren, erkannte seine, nicht ihre Ordnung in ihren Gedanken und erschrack vor allem. Das geht zu weit. Ordnung der Diiinge, Diiinge der Ordnung. Bei meiner grünen Rotze ein Zitat aus …… ein literarischer Leckerbissen mit Tiefgang. Hier kann nur noch undefinierbar denken helfen, denkt sich Tina aufgeregt, schon an der Grenze der Verzweiflung. Denk total aus der Bahn. Mach was Verrücktes. Lass dich nicht kächern. Sie rezitiert im Geiste: „Hellwach und tieftraurig, Schwindel erregend blau-violett tiefdunkel äugig, kleinstmöglich, krankenhausreif schwermütig, schwachsinnig und verfassungsbegeistert…denn wenn es dem Geplagten nicht schwanen tut, wem denn dann? Und wenn es denen nicht köhlert, so kohlt es auch schon Schein(e) und Rauch aus dem Schornstein heraus. Guuut! Gemacht! Sie fühlt sich befreit und losgelöst von diesem bemitleidenswerten Anblick. Apropos Kohle. Ich darf nicht vergessen den Einkaufswagen zu organisieren, denn einiges des Gesammelten hat bestimmt auch einen Wert. Die „Wertsachen“ werden von einem befreundeten Antiquitäten Händler für gutes Geld eingekauft, damit kann Bobo seinen Neuanfang finanzieren.
The Hoarder EP2- Brief, Song, Erinnerung
Alle haben frei. Das Team und sie marschieren den Weg zurück und gehen in den verdienten Feierabend vorzeitig. Am nächsten Tag und, das hat sie sich bereits in der Nacht ausgedacht, bewaffnet durch die Inspiration ihrer Träume. Was das Team in der freien Zeit unternommen hat, sie weiß es nicht genau. Wahrscheinlich hat sich der größte Teil derer, im Geiste verschworenen, unsinnig volllaufen lassen. Und das, ohne einen Energizer, der so wohlwollend aufputscht und Flügel verleihen soll. Jedenfalls waren alle wieder bereit die „Angelegenheit“ zu klären und auf jeden Fall hat TINA IHR Schiessgewehr, eigentlich für Kinder am Strand zum Wasserspeien gedacht, mitgebracht. Eine nicht ganz reale Aufrüstung, aber in der Gedankenwelt recht effektiv. Die Tür zum Haus steht offen, das-ist schon mal sehr gut, denkt sie sich, es kann also weitergehen mit dem herausholen und wegwerfen, entsorgen der Sorgen. Auf der Suche nach dem Bewohner schlängelt Tina auf dem am Vortag freigeräumten Weg durchs Haus ins Wohnzimmer, da, wo sie ihn gestern so versunken beobachtet hatte. Heute fand sie ihn mitten im Zimmer, etwas zögerlich auf der Gitarre zupfend und mit einer Bariton Charakterstimme einen Song hauchend, wieder. Bobo ist von seiner Gestalt her sehr dünn und relativ groß, hat einen vollen weißen Bart mit einem langen geflochtenen Zopf. Seinen Augen sind wässrig blau und an den Rändern der Pupille unscharf gräulich. Ihren Blick auf die rund um ihn liegenden Briefe fixierend, konnte sie sich schon vorstellen, was passiert ist. Der Geplagte hat sich auf dem Teppich, der mit großzügiger Handschrift bemalten Briefe, in die Vergangenheit katapultiert, Jetzt ist er als kleiner Muck unterwegs. Einen dieser herumliegenden Briefe liest sie nur aus Neugier, aus der sie sich einfach nicht entfesseln konnte, die sich einfach nicht abschütteln lies.
Mein liebster Freund in Paris! (Auch anderswo, überall)
Heute bin ich wieder nachhause gekommen und es hat mir gut getan, Mainz solange nicht gesehen zu haben. Nur deine Briefe habe ich vermisst, jetzt habe ich gleich drei auf einmal! Wieso warst du nur so deprimiert, an dem Tag als du abfuhrst, ich kann es mir wirklich nur so erklären, dass du tatsächlich viel zu viele Idealbilder im Kopf hast. Ich bewundere dich und wundere mich zugleich, dass dich die Realität in deinem zwanzigjährigen Leben noch nicht so geschunden hat, um dir deine Träume zu nehmen. Seit du hier warst, habe ich mich gefangen, du hast mir sehr geholfen, du hast mir wahrhaft viel geholfen und kannst aufhören, dich um mich zu sorgen. Ich sage das nicht, um dich zu beruhigen, es ist wahr, und ich habe es dir hier schon gesagt, du weißt, ich mache im Allgemeinen nicht viele Worte um Gefühle, aber wenn ich meinen Gefühlen dann Ausdruck verleihe, dann ist das die volle Wahrheit und es bedarf keiner weiteren Ausführungen. Ich will dir noch viel, viel schreiben, aber irgendwie kann ich nicht, weil in einer halben Stunde Gretel hier am Bahnhof steht und mein Herz klopft schon bis zum Halse, meine Knie sind weich, und ich kann keinen rechten oder linken Gedanken mehr fassen. Soweit ich kann, schreibe ich dir über Weiteres- denken tue ich sowieso dauernd an dich, dann an Gretel und wieder an dich. Wann soll ich eigentlich noch arbeiten? Sei mir nicht böse, dass ich nicht mehr schreiben kann,
bis bald Deine S.
Während Tina liest und gleichzeitig mitfühlend interpretiert, hört sie im Hintergrund den Bewohner auf der Gitarre spielen. Klingt gar nicht übel, auf das in ihrem Kopf nachhallende Echo sich legend. In Englisch und mit rauchiger Stimme ein wenig like Elvas Castello, löst sie ihre Aufmerksamkeit von dem Gelesenen und hört:
He lost his situation and hanging upside down, got stuck behind her back. His brain’s like scrambled eggs, his dick the deadest place. She’s no one sick and tired. It’s her who made it over the fence. She doesn’t have to overdo this nonsense. It’s her who got a new ride on the living side -she lost the ownerless shadow got a new situation it’s her chance.

Der Refrain ändert die Stimmung des Songs und nimmt an Tempo auf. Synkopen und kleine rhythmische Schläge auf die Gitarre unterstreichen den gut zu verstehenden Text Überrascht und sichtlich beeindruckt von der ungewöhnlich subtilen Darstellung der Situation, in die der kleine Muck auf seinem imaginären Teppich aus handbeschrieben Blättern gelandet ist, hört sie weiter zu.
He can’t find his way back to the other side, gone crazy got stuck behind her back. He’s in a darkroom afraid without connection, sees the illuminating reflection, won back some orientation. He’s inside a camera obscura darkness falls. He knows he’s a far away eye of the beholder, takes a peek upside down and the wrong way around. He needs to stay away, live on the other side. He can’t find his way back to the other side, gone crazy got stuck behind her back :I
Ob Sie unbewusst reagierte, oder einfach die Neugier auf mehr nicht stillen konnte, ist schwer zu sagen. Jedenfalls hat sie schon den nächsten Brief in den Fingern und entblättert, die mit großer und verschnörkelter Schrift beschriebenen Blätter
Mein lieber Freund,
uff! Gerade bin ich von Marburg gekommen, während ich am Samstag noch in Mainz weilte, am Dienstag in Amsterdam, wo steht mir der Kopf? Blöde Frage, in Köln und in Marburg natürlich, weil hier die beiden liebsten Menschen leben, die ich habe. Nicht eifersüchtig sein, du bist der Liebste das ändert nichts und niemand.
Ein Schatz bist du, mit deinem schönen Briefpapier, ich wurde regelrecht neidisch, übrigens auf die beiden Frauen, die dich umwerben. Warum müssen es auch noch zwei sein? Schön und gut, dass du an die Frauen glaubst, kannst du sie denn eigentlich noch ausnutzen? Langsam denke ich, das ist das einzige was ein Mann mit einer Frau tun kann, sie ausnutzen, nicht nur ihre Weiblichkeit, sondern Erstrecht und gerade ihre Hilflosigkeit, jawohl. Wie die Kinder, sage ich dir, sind wir Frauen.
Was ich so sehr an dir mag ist, dass du dich als Mann auch mal schwach fühlen kannst und das offen zugibst, ohne vor einer Bloßstellung Angst zu haben- das ist gleichwohl auch Stärke. Aber kannst du dir vorstellen, dass Gretel, meine göttliche Gretel, sich nicht entscheiden kann, nicht weil sie egoistisch ist und sich lieber zweier Frauen versichert, nein sie ist tatsächlich völlig hilflos, kann nicht. Weder aus noch ein weiß sie, und hofft auf Zeit und Raum. Ich habe ihr daraufhin dargelegt, dass sie sich insofern auf die Anderen verlässt, auf Entscheidungen von mir oder Lola, was für sie noch trauriger ist als für uns, da sie sich Fremdbestimmen lässt. Sie weiß das genau, aber als ich es gesagt habe, war sie eingeschnappt, d.h. eher verletzt und zwar Stunden wie ein Fisch. Die ganze Nacht Psychoterror in Gesprächen, die sich wie ein Karussell drehten. Ich wollte sie nicht zu einer Entscheidung drängen, ihr eher helfen, aber als ich ihr sagte, was sie schon längst wusste und ich mich ihr quasi offenbart habe, eine Sache, die mir sehr schwer fällt gegenüber den Mädels hat sie sich anscheinend bloßgestellt und gedrängt gefühlt, als sie als Antwort mir einige Sätze gegengeschleuderte, die mit einer eisigen Kälte das Ende unserer Beziehung weniger in Worte, als in Beleidigungen gekleidet haben. Nur ein paar Sätze, dann Stille. Ich dachte nur an, du selbst hast es dir verscherzt, obgleich ich nicht wusste, wodurch eigentlich wie ein Stein habe ich da gelegen und sie, abgewendet Gesicht Minuten lang, eher stundenlang so schien es mir, ein fühlloses daliegen nur die Tränen habe ich gespürt, wie sie mir übers Gesicht liefen. Ich liebe dich, ich liebe dich ich brauche dich doch. Wie im Traum habe ich diese Worte dankbar angenommen und ich habe sie geglaubt, was hast du anderes erwartet, aber ein Stich ist geblieben. Ich wage kaum zu schreiben, dass ich im tiefsten Dunkel meines Hinterkopfes eines Tages mehr Ahnung habe, dass diese Worte die so leicht einen Schlussstrich unter unzählige Begegnungen setzten, mir gelten werden nicht Lola. Nein, sie liebt diese Frau sehr und ich glaube es ganz gewiss, dass es für sie möglich wäre, sich von ihr zu trennen, ohne dass ich sie zwingen müsste -das Allerletzte, Deine Liebste S
Nachdenklich geworden legt sie den Brief wieder an die Stelle, wo sie ihn aufgehoben hat. Mit veränderter Sicht wird ihr klar, dass ihr bescheidenes, aber kompakt psychologisches Talent unwillkommene Situationen schnell und sicher zu meistern, einsetzen muss. Soll er doch Klampfen und singen. Ich werde dieses Bild, mit strengem Gedächtnis, im See einer hartnäckigen Hoffnung, entschlüsseln. Dort, wo er auf die andere Seite hinübergeschritten ist, wird sie ihm nicht folgen, denn die Zeit und der Raum, ist nicht der Ihre. Intuitiv legt sie Ihren Kopf etwas schiefer in den Nacken und versucht die verworrenen Enden des Gelesenen und gehörten in ihrem Kopf zu entwirren. Brandwunden aus vergangener Zeit. Ein Mann liebt eine Frau, die in eine Frau verliebt ist, die eine andere Frau liebt. Einfacher wird es nicht, oh je, sinniert Tina. Ihr gefielen diese Briefe nicht, besonders nicht im unmittelbaren Vergleich mit Bobo, der am anderen Ende des Raums ihr Interesse erregt. Ein starker Arm rempelt Tina zur Seite. Die Angelegenheit muss bereinigt werden. Es wird entsorgt, keine Fragen mehr, die systemische Analyse wird warten müssen. Wieder mit festen Füssen im Durcheinander der Dinge gibt sie Anweisungen, was als nächstes getan werden muss. „Das dort in der Ecke, was ist das eigentlich? Spanplatten, das sollte wohl als Brennholz dienen, weg damit. Am Besten ihr lasst den Geplagten unbeeindruckt, sich seiner selbst überlassend, links liegen“.
Warte mal, Tina ist am Überlegen, das verrät sie durch ihre Gestik. Sie legt ihren linken Arm, die Brüste stützend auf die andere Seite, stützt mit der Hand den Ellbogen des rechten Arms, greift sich an’s Kinn, das rechte Bein nach vorne gestellt, aber so, dass der rechte Fuß, wie bei einer Ballerina nach rechts zeigt, und lehnt sich ein wenig zurück. Die Nacht hatte sich bereits in voller Größe um das Haus gelegt, die Sterne waren ausnahmsweise gut zu sehen, begannen etwas zitternd ihre Bahnen am Himmel zu ziehen. Das Team hat gemeinsam entschlossen, alles, was annähernd nach Holz aussah in einem Lagerfeuer zu verbrennen. Auf der einen Seite einige der Team Mitglieder mit einem Bier in der Hand. Gegenüber stehend Tina mit dem allerstärksten Burschen, Tony. Arm in Arm stieren sie in die kringeligen Flammen, mit fiebrig rötlich glühenden Gesichtern, wie bei Feuerwehrleuten, die die Stellung halten. Unmittelbar kletterte eine angenehme Wärme zu den Menschen in die Glieder. Als das Feuer nur noch ein Häufchen glühende Asche war, wurde es Tina ein wenig schwindelig. Bier habe ich nicht getrunken, denkt Tina sich leise. Im Hintergrund hörten sie die raue Stimme des Geplagten- hiphop ähnliche Tonwellen verbreiteten sich in der Dunkelheit. Von außen betrachtete, könnte sich hier ein romantisches Zusammentreffen von Gleichgesinnten veranschaulichen, eine Schlüsselszene, die allerdings noch keiner wirklich verstand. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich jeder Pläne für die nächsten Schritte ausgedacht. Das war wahrscheinlich Niemanden bewusst, aber mit neuer Einsicht und Gelassenheit, dem im Hintergrund Singenden gar nicht mehr gewahr, gingen sie geschlossen wieder ins Haus zurück. Deutlicher wurden die englischen Worte, denn er sang immer weiter den gleichen Song:
I’m not one of those rich type of people
I’m not a fortune maker
It’s the moment that counts
All I give for love
Are words to play?
Words to play!
I keep my head over water and out of the clouds
I’m not a borderline type taker
It’s the moment that counts.
All I have are hidden secret boundaries
Some hidden boundaries
Don’t need anybodies traces in my black box
I’m not an empty mind faker
It’s the moment that counts
No need for love drooping eyes
Any lovers eyes?
I’m not a fortune maker
Mam no fortunes
All I give for love
Are words to play?
Mam words to play!
I’ll keep it all easy upside-down
I’m not the wrong way around
It’s the moment that counts
I’ll give my sunshine heart
Sunshine to your heart!
I’m just waiting for that right kind of swinging
I’m painless bubbly sexy stuff
It’s the moment that counts.:II
I’ll whisper cherry blossoms in her ear
Sweetest Shivers up her spine
Der Abend war zu Ende und es gab jetzt nichts mehr im Haus zu tun. Alle verabschiedeten sich, ausgestattet mit Restwärme vom Lagerfeuer und bei Tina blieb noch etwas Schwindel zurück- Bobo blieb alleine zurück.
Zuhause angekommen sinnierte Tina, versuchte den Songtext, der kein selten vorkommendes Phänomen eines Liebenden wiedergab, in das gerade Erlebte einzuordnen. Melancholischer Frohsinn, Hand in Hand mit prekärer Situation und hieraus folgernd, nur die Liebe zählt. Volkstümlich betrachtet: „Was ist unterm Strich rausgekommen?“. Liebe ohne Geld. Tina wurde schon auf dem Weg zu ihrem Auto, das sie schon seit einigen Jahren durchgehend fuhr, deutlich, dass sich ein Keim der Wertlosigkeit in ihm verbirgt- haftengeblieben war. Aber selbst wenn er genügend Geld gehabt hätte , um den Wert seiner Liebe zu beweisen, hätte auf Grund der Konstellation; Mann liebt Frau, die Frau liebt, gar nichts zustande kommen können. So kam es höchstwahrscheinlich zu der unbedarften Fahrt auf großer See, und so hat er über Jahre hinweg alles gesammelt, um seiner Erfolglosigkeit zu entkommen. Mehr ist Meer. Die Triebkraft, ist dem Menschen Wille, folgert sie, führt unser Bewusstsein direkt zum Leiden, wenn die gesetzten Ziele nicht erreicht werden. Für jedes Bedürfnis des Wollens, stehen unersättlich unterbewusste Triebe zur Hilfe bereit, das zu bekommen, was Mensch sich erwünscht hat. Die ständige Verlockung, aber nie zur Erfüllung gebrachten Wünsche führten ihn ins MessiLeid. Tina geht davon aus, dass Bobo sich wahrscheinlich nie gelangweilt hat, aber es gab keinen Ansporn, seine große Liebe würde ihm verwehrt bleiben. Die Belohnung für seinen Mut, mit waghalsigen Unternehmungen Geld zu beschaffen, und somit seinen Wert zu bekunden, scheiterten- alles strudelte in einem Durcheinander- seine Belohnung, die ihn seine scheinbare Wertlosigkeit vergessen ließ.
In den Spiegel schauend begutachtete Tina sich sehr aufmerksam und konzentriert, während sie das alles überlegte. Sie weiß, dass sie sich keine einzige Minute der Achtlosigkeit, des Verweilens gönnen darf, solche Situationen müssen ständig im Fluss der Geschehnisse analysiert werden. Bin ich die, die sich gerade die Zähne putzt? Natürlich! Wer den sonst? Wenn sie sich manchmal schmerzlich mitgenommen fühlte, so geschah dies eines Irrtums wegen. In ihrer Person hielt Tina sich für einen Anderen, als sie ist, und hat dann dessen Unheil beklagt: Zum Beispiel für den Musiker, der keine Zuhörer hat und kaum noch atmen kann, weil sein ganzes Haus mit Instrumenten vollgestopft ist, oder für andere Menschen, die an ähnlicher Misere tüfteln. Sie weiß, dass sie dies alles nicht ist, dass alles ist fremdes Gespinst, aus dem höchstens das Kleidungsstück gewesen ist, das sie eine Weile trug und dann gegen einen anderes abgelegt hat.
The Hoarder EP3- Haus der Ordnung, Liebe zu Dingen
Mit wachen Augen und mit der sie umgebenden Liebe, ist sie es, Tina, die auf dem Wege ist diese liebenswerte Bobo Nuss zu knacken. Wie eine dumme Pute sehe ich tatsächlich nicht aus, denkt sie und betrachtet ihr rundliches, von einer Blondhaarfrisur umschmeicheltes, Gesicht. Kleinporige Haut ist immer ein gutes Zeichen führ Gepflegtheit und innere Balance. Alles stimmt, stellt sie zufrieden fest – Pore um Pore – doch irgendwie fühlt sie eine leichte Schwellung im Gesicht, wenn sie mit den Augen nach unten schaut. Schade, dass ich nicht noch ins mikroskopisch Kleine sehen kann, das wäre die reinste aller Sicht, bedauert sie kurz. Wie auch immer, mit ihren Gedanken wieder bei der eigentlichen Sache, ihrem Bobo, ruft sie sich in Erinnerung, dass Sammeln eine Lust ist, die nicht wenige Menschen immanent in sich tragen. Verfallen dem Bann der Begierde und dem entzücken der Wollust beim Horten der Dinge. Die Gegenstände sind mit Erinnerungen an Geschichten verknüpft, die der Besitzer durch Berühren, Betrachten und Riechen sich in der Gegenwart zu Eigen machen kann. Wohlsein und Lebensgenuss ist die wichtigste Essenz eines glücklichen Lebens, und deshalb muss sich der Mensch sein eigener, bester Freund sein und diese Bedürfnisse speisen, überlegt sie und orientiert sich Richtung Küche, denn ihr Magen hat schon angefangen zu knurren. Sie hat einen Wolfshunger. Gepflegt und gesättigt geht Tina meist für ungemessene Zeit in ihren zauberhaft gestalteten Buddhistischen Raum, wo sie sich zurückziehen kann. Jahrelanges Training und Meisterklassen, sich hingebungsvoll mit Leere umgeben, das hat sie gelernt. In diesen Stunden geschieht es, dass Tina einen Mangel an Energie oder Einbildungskraft aus sich selbst heraus überwindet, um mit erneuerten Kräften den kommenden Tag schon mal vorweg plant. Epikur – schnurrt sie schlafend. Ein Löwenkopf driftet durch das Traumgebilde, Toni erscheint, hoffentlich erinnert sie sich morgen bewusst nach dem Aufwachen. Als sie so aus der Zuflucht Schlaf erwachte, voll von unruhigem „wo bin ich?“ – umkreiste sich alles in der Dunkelheit, denn es war sehr früh am Morgen. Sachen, Räume, der Sender, das Team, ihr Leib, zu steif, um sich zu rühren, suchte sie sich aus Ihre Müdigkeit zu entfesseln, um zu erschließen, rekonstruieren um zu benennen. Ich hatte doch alt und neu, das eine und andere Zimmer, dass ich gesehen, alles vergegenwärtigt in dem Traum- vor meinem Erwachen. Ein kleiner Druck an die Scheibe, als hätte sie etwas angestoßen; Dann ein weiches, leichtes Strömen, wie von Sandkörnern, die jemand aus einem höher gelegenen Fenster hat fallen lassen, breitet sich aus, wird rhythmisch, flüssig klingend- es regnet, bemüht sich Tina klar zu denken und hat schon einen angenehm Herz erwärmenden Kaffeegeruch in der Nase. Während ihrer morgendlichen Toilette, die immer in der gleichen Routine von ihr absolviert wird, wundert sie sich ein wenig über den Kuddelmuddel ihrer Nachttraumgedanken. Messi Bobo ist Tinas 3. Fall, den sie mit der Redaktion beim Sender aus einer Vorauswahl von Bewerbungen für die Show selbst ausgesucht hat. Die vorherigen Messi Realities waren im Ausmaß der Unordnung und Hortung zwar um einiges Schlimmer, als dieser hier, aber in vielerlei Hinsicht weniger Komplex.
Am 3. Tag morgens findet sich Tina und das Team bei Bobos Haus wieder ein. Nach einigen Telefonaten mit der Redaktion beim Sender und mehreren Telefonaten mit dem Sachverständigen für das „wertvollere Strandgut“ ist sie sich sicher, dass sie sich nach den nächtlichen Überstunden auf das Außen konzentrieren kann, ganz im Sinne eines gesunden Buddhisten-Verstandes. Mit liebevoller Güte und Verbundenheit wird sie aktiv in der Bobo Welt sein, und das alles im Dienste des Anderen. Oder wie Seeleute, tatkräftig um Felsenstrudel herum navigieren und zusehen, dass Sie mit Ihren Beziehungen alles Wertvolle aus dem Haufen Mist retten, um noch einen anständigen Betrag an barem Geld für den geplagten Sammler herauszuholen. Zu diesem Zweck hat sich, zu dem Team, auch der Besagte Gutachter eingefunden. Um dem Ganzen einen schönen Rahmen zu verleihen, steht auch der Shoppingcart bereit. Der Gutachter macht sich daran die Kammer mit den wertvolleren Stücken zu sondieren. Sein sicheres Auge sieht als Erstes einen alten Degen mit wunderschönem Griff und Ziselierungen an der Klinge. Es ist in einem hervorragenden Zustand und dürfte nach spontaner Einschätzung aus dem späten 19. Jahrhundert sein. Das ist doch schon mal was, überlegt er kurz, den Wert wird er in seinem Handbuch für Waffen später genau feststellen können. Einen Käufer hat er auch schon im Auge. Es ist immer das Gleiche, sinniert er, der Geruch ist modrig staubig, vermengt mit Feuchtigkeit und als Basisnote muffiger Schweißgeruch von alten Klamotten die überall im Schlafzimmer, welches neben der Kammer ist, das ganze Haus durchströmt. Während der Sachverständige ein auffälliges, nach einer in Angriffsstellung geknetete Katze in Augenschein nimmt, ist Tina und ihr Team dabei den Container mit dem allergröbsten Kram weiter zu befüllen und den Abtransport zu organisieren. Um Bobo aus dem Weg zu wissen, hat Tina ihn zum Sachverständigen in die Kammer geschickt, denn er soll ein paar Worte zu den Sachen sagen. Woher hat er das schöne, alte Schwert und was ist die Geschichte der doch relativ auffälligen Katze. Außerdem ist der Sachverständige ganz aufgeregt und interessiert an den nach Autokotflügel aussehenden Blechteilen. Bobo lässt sich nicht zweimal bitten, denn er sieht eine Chance doch noch was aus der ganzen Sache rauszuholen. Mit seiner Sammelleidenschaft befindet er sich jetzt im Bereich, indem er tatsächlich eine absolut unentbehrliche Rolle spielt. Soweit er auch in seinem Liebesleben und seinem Vermächtnis abgestuft worden ist, nimmt er bei dieser Gelegenheit die Spitzenstellung ein, wenn es um den Verdienst geht und um die Beschreibung der Herkunft der Wertsachen. Ja, meint er, mit schludriger, etwas Atem leerer Aussprache, das habe er bei einer Versteigerung erworben. Was er damals für das antike Schwert bezahlt hat, wusste er nicht mehr, aber es war jedenfalls eine Menge Geld.Er hatte wirklich eine gute Zeit verbracht mit seinen damaligen Freunden. Die Katze sei ein Entwurf von seinem damaligen Künstlerfreund für einen Brunnen einer Stadt, an dessen Namen und wo sie gelegen ist, er sich nicht mehr erinnern kann. Der Freund habe sich übrigens einen Namen als Skulpteur gemacht. Er hänge sehr an diesem Fundstück, da die Erinnerung an jene Tage, mit besagtem Freund, ihm sehr wichtig sei. Der Gutachter schien sofort zu wissen, um welchen Künstler es sich handelte, denn er meinte ohne lange zu zögern, dass dieser Katzenentwurf sehr wohl auch einen großen Geldwert einbringen könne. Um sicher zu gehen, werde er auch hier entsprechende Sachbücher zu Rate ziehen, aber es sei sich ganz sicher, dass er was Wertvolles in Händen hielt. So langsam schien Bobo sich aus seiner Befangenheit zu lösen, denn seine Augen und auch seine Stimme gewannen an Kraft und Klarheit. Ja, er ist sich dessen bewusst, deshalb müsse er mindestens €1000,- dafür verlangen, wenn nicht noch mehr. Nein, meinte jetzt der Gutachter, er werde jetzt seine Assistentin, dafür hat er sie ja angestellt, anrufen und sofort klären lassen, was diese Stücke wert sind. Das wird zeitnah geklärt, meinte er bestimmend und machte sich sofort daran die Stücke mit seinem Smartphone zu fotografieren und während er in der Bierdeckelsammlung rumkramte, wanderten die Fotos zur Assistentin. Als nächstes nahm Herr Schneider, so hieß der Fachkundige, die Briefmarkenalben und die Münzen mit einer kleinen Lupe unter Visier. Bobo fixierte zeitgleich Gedanken verloren den Mann, der eine saubere und gebügelte graue Bundfaltenhose trug, die mit schwarzem Gürtel über dem etwas dicklichen Bauch zusammengehalten war. Obenrum hatte Herr Schneider ein bügelfreies Hemd mit mittelgroßen rot-grauen Karos an. Seine Haare waren auch grau, aber für sein Alter noch sehr füllig, ferner brauchte er scheinbar außer der Lupe keine Sehhilfe. Auf den ersten Blick nicht so unsympathisch, und obendrauf sehr konzentriert, dachte sich Bobo mit Spannung auf den Kommentar des Fachmanns wartend. Da sind keine richtig wertvollen Marken dabei und es gibt auch keine Goldmünzen, meinte er nach einer Weile, aber die Menge machts. Während sich die zwei mit den Blechen, es stellte sich heraus von einem alten Trabbi stammend, war Tine schon dabei das Resultat, die geleerten Räume zu durchschreiten, und so wie es bei TV-Produktionsfirmen ist, schon wieder in Rücksprache, mal Nachhören bei der Redaktion, was als Nächstes auf dem Programm steht, beschäftigt. Das ging hin und her mit dem telefonieren, da noch eine Bitte hier noch eine Frage abklären, und während sie emsig beschäftigt kurz in die Kammer in der Herr Schneider schon dabei war eine Endsumme für die gehandelte Ware auszurechnen, rief sie das Team zusammen und alle warteten gespannt auf Bodos Reaktion, als er die Endsumme auf dem Smartphone erhaschte. Eigentlich sei er ganz zufrieden mit €7.500,- meinte Bodo ein wenig zögerlich, aber für das Schwert hätte er doch eigentlich € 500.- mehr verlangen wollen. Tina ließ sich nicht lumpen und meinte jovial zum Sachverständigen, dass das doch bestimmt kein Problem werden würde. Nein, meinte dieser, aber 500 sei übers Ziel hinaus, er bietet Bobo 250 mehr, so dass 7.750 für einen Neubeginn zusammen gekommen sind. Schließlich hätte er, Herr Schneider auch die Arbeit und Interessenten. Bobo müsse nur noch per Handschlag zusagen. Das tat er auch, mit einem befreiten Lächeln und glänzenden Augen. Später, meinte er zu Tina, dass er doch überrascht gewesen sei, das diese geknetete Katze so viel wert gewesen sei, aber Kunst sei halt eine Sache für sich.

Als Bobo erleichtert, aber auch etwas melancholisch alleine im gereinigten Haus zurückblieb, überlegte er hin und her, ob er nicht doch den einen Brief, den er damals seiner großen 1. Liebe nicht zugesandt hatte, lesen sollte. Ja, alles ist jetzt weg, all die Dinge an dem mein Herzblut hing und dieser letzte niemals von mir versandte Brief wird mir helfen die ereignisreichen Tage zum Abschluss zu bringen. Zögerlich setzt er sich in dem ihm gebliebenen und mit einem Lammfell bequem gemachten Schaukelstuhl hin und liest die krakelig großzügige Schrift
Weißt du, das was ich dir jetzt versuchen werde zu schreiben fällt mir nicht einfach. Ich fühle in welch einer verzweifelten Lage du dich befindest, glaube mir, ich kann es nachempfinden. Deine Hilflosigkeit und Ohnmacht in Bezug auf deine Beziehung zu einen Menschen den du zu lieben glaubst ist schwer zu ertragen, wahrscheinlich das schwerste was unser Leben uns auferlegt hat. Aber weißt du, was ich glaube, was die Aufgabe eines Menschenlebens ist, der es ernst mit der Liebe meint, ist zunächst zu reifen, in sich etwas zu werden, Welt zu werden für sich, um keines anderen Willens Willen. Ich frag mich noch während ich dies schreibe, fühlst du dich manchmal einsam (oder reflektiere ich meinen Zustand auf dich?) Aber gerade die Einsamkeit oder das Alleinsein wird deine innere Unaufgeräumtheit ordnen, dein Wirrwarr entwirren. Du wirst nicht zu den Menschen gehören, die sich um des anderen Willens verlieren, weil sie sich dem Anderen hinwerfen in ihrer Unaufgeräumtheit. Wie sollten solche junge Menschen, die sich schon an einander gekettet haben und sich nicht mehr abgrenzen können, unterscheiden wer sie selbst sind? Sie besitzen nichts Eigenes mehr, finden keinen Ausweg aus sich selbst heraus. Ich will damit nur sagen, dass es vielleicht besser ist, wenn deine Beziehung zu Anderen so ist und nicht normal. Weißt du ich wünschte ich könnte Antworten auf allgemeine Fragen in Bezug auf Beziehung finden, aber wie schon gesagt, es ist die größte Aufgabe in unseren Leben; zu lernen einen Menschen zu lieben. Vielleicht ist Liebe die Beziehung zweier einsamer Menschen, die sich schützen, berühren und verstehen. Wahrscheinlich ist mein ganzes Geschreibe total unverständlich für dich, schreib mir was du denkst über meine wirren Gedanken. Was ich dir noch schreiben wollte und ich hoffe, du verstehst mich nicht falsch, deshalb schreibe ich es dir ausführlich; und zwar betrifft es mein Benehmen, oder besser mein Gerede im Bett, über die Liebe zu dir, die ich dir auch körperlich geben würde, wenn nicht einige Schranken da wären. Weißt du, nehme mal an unser Leben oder besser unser Dasein würde durch einen Raum, ein Zimmer symbolisiert werden, so zeigt sich, dass die meisten Menschen nur eine kleine Ecke ihres Raumes kennen. Aber ich glaube, es ist notwendig, dass wir gerade die seltenen Ecken in unseren Räumen versuchen zu erforschen, jeden Abgrund – wir müssen unser Dasein soweit als irgend möglich annehmen; alles auch das Unerhörte, muss darin möglich sein. Mutig zu sein, dem Seltsamsten, Wunderlichsten und Eigenwilligsten in unserem Inneren gegenüber offen zu sein, ist sehr wichtig. Ich schreibe solche Dinge, weil ich dabei bin jegliche Schokoriegel, falsche Moral, Konventionen so gut als möglich abzuwerfen, um neuen, nicht absehbaren Erlebnissen offen gegenüberzustehen. So kann, glaube ich eine Zweierbeziehung rein, ehrlich und lebendig bleiben. Was ich damit sagen will ist, dass es mir Leid tut, dich bedrängt zu haben, Du musst jetzt Angst bekommen haben, weil du dies nicht von mir dachtest, dass ich dich begehren könnte. (ich übrigens auch nicht.)
Als Bobo den sich selbst geschriebenen Brief fertig gelesen hatte, wunderte er sich, was es mit dem Schokoriegel auf sich hatte. Stand da wirklich Schokoriegel, oder spinn ich jetzt? Damals, wie heute, war er immer eher schlank, na ja, wie auch immer, jedenfalls hat er, Bobo jetzt ein ordentlich entrümpeltes Haus und sogar noch gutes Geld. Erleichtert und beschwingten Schrittes ging Bobo nach draußen, um einen wirklich herzlichen Abschied von den Helfern zu zelebrieren. Nicht ungerührt reicht er Jedem, nicht nur zum Abschied, sondern um seine Dankbarkeit auszudrücken, die Hand. Zum Schluss richtet er sich mit einem mild ekstatischen Glücksgefühl zu Tina hin, die zu frösteln schien, umarmte sie und die Güte, die sie umschwebte. Sie ließ sich gerne wohlig herzen und empfand dabei eine Woge von Wärme, die ihren ganzen Körper durchströmte. Ihre leichten Rückenschmerzen waren umgehend verschwunden, und dass vom hin und her etwas steif gewordene Knie, wie frisch geschmiert. Das um sie versammelte Publikum beobachtete die Szene mit süßlicher Rührung. Jetzt brauche ich ein Stück Schokolade, dachte Tina, löste sich gefühlvoll aus Bobo’s Umarmung, die erhebende Szene nicht übertreiben wollend, denn die Geste der Umarmung bringt möglicherweise eine verschwommene Liebe wieder zu Tage. Gefühlsseligkeit ist eine sublime Form der Lust, das einzige Ziel menschlichen Strebens, echote es in ihren Ohren- Als sie auf ihrem Heimweg war, stellte sie sich nicht die Frage, warum Bobo gerade diese Sachen gesammelt hat. Es gibt kein Gesetzt, das über die Werte der Dinge bestimmen kann. Nur die Selektion der Dinge, die Bobo zu Horten wagte, gab Auskunft darüber, in welchem Teil seines Universum er sich gerade befunden hatte. Er glaubte nicht ohne diese Dinge existieren zu können, in dem die Botschaften undSymbolik für ihn vertraute Werte hatten. Er lebte unter diesen Umständen, weil er seine Beobachtungen mit seinen Erinnerungen in Einklang bringen konnte. Jetzt kann er, von der Last seines einsamen Herzens befreit, mit der Güte von Anderen und seiner eigenen, neuen Wagnissen entgegen gehen.